Über ein Jahr wohnen wir nun schon in Kopenhagen. Die Zeit rast nur so dahin...Inzwischen haben wir uns ganz gut eingelebt und der Alltag geht die meiste Zeit recht unaufregend seinen Gang. Den ersten Winter hier im Norden haben wir überstanden und geniessen zur Zeit das schöne Sommerwetter. Die Baustellen von denen unser Haus umgeben ist, sind mittlerweile aus dem Gröbsten raus- eine echte Erleichterung- und die Jungs finden es super, nach Schule/Kindergarten und Arbeit schnell die Badehosen anzuziehen und mit Papa in`s Wasser zu hüpfen.

Womit wir alle vier natürlich immer noch mehr oder weniger intensiv
beschäftigt sind, ist Dänisch zu lernen. Nach 14 Monaten (die Jungs und
ich) und 20 Monaten (mein Mann) hier in Kopenhagen wird es mal wieder Zeit für einen Zwischenstand. Ich habe gerade nachgeschaut; der
letzte Post zum Thema Sprache lernen ist vom Oktober letzten Jahres.

Unser kleiner Oskar liegt natürlich ganz weit vorne im Familien-Dänisch-lern-Ranking. Er besucht einen ganz normalen dänischen Kindergarten und spricht mehr oder weniger fließend, soweit ich das beurteilen kann. Zwei Mal in der Woche nimmt er im Kindergarten an einem von der Kommune Kopenhagen angebotenem Sprachförderungsprogramm teil. Ich habe den Eindruck, dass er jetzt ganz gut im Kindergarten klarkommt, da er sich ausdrücken kann und auch langsam beginnt, sich mit einzelnen Kindern anzufreunden.
Auf jeden Fall gab es schon öfter die Situation, dass ich ihn um Übersetzung bitten musste :) Dafür werde ich immer schön verbessert, wenn ich versuche, in seiner Gegenwart Dänisch zu sprechen... :)

Leo besucht die 3. Klasse der
Deutsch-Dänische Schule in Kopenhagen und macht mittlerweile auch ganz gute Fortschritte beim Erlernen der Sprache. Am Anfang war es für ihn schwierig, und da er ja die Möglichkeit hat, das Dänische zu umgehen, hat er das dann auch konsequent getan...
Die Tatsache, dass er zeitgleich auch noch Englisch lernt und das Lesen und Schreiben im Deutschen auch noch nicht wirklich sicher beherrscht, macht es für ihn nicht einfacher. Aber er traut sich jetzt immer öfter, auch mal auf Dänisch zu antworten. Oder mit den Kindern bei uns im Hof Kontakt aufzunehmen. Ein Kauderwelsch aus Englisch, Dänisch und Deutsch kommt dann dabei heraus. "Wörterspektakel im Kopf!" so hat er das mal bezeichnet. Ich finde, das trifft es ganz gut.
Mein Mann und ich besuchen beide eine Sprachschule. Frank geht einmal in
der Woche nach der Arbeit in die Schule, der Rest der Übungen wird
online erledigt. Diese Form der Sprachkurse wird vor allem von
Berufstätigen gewählt. Nicht ganz unanstrengend, nach einem langen
Arbeitstag noch 3 Stunden die Schulbank zu drücken, aber eine andere
Möglichkeit (ausser am Wochenende) gibt es dann nicht. Wenn am
Arbeitsplatz überwiegend Englisch gesprochen wird, ist das Sprache
lernen nicht so leicht.

Ich bin im Moment mitten im vierten von insgesamt sechs Modulen (ich hatte etwas mehr dazu in meinem letzten Post geschrieben). Mittlerweile kann ich Dänisch ganz gut verstehen (wenn es nicht zu schnell und unsauber gesprochen wird) und lesen klappt auch schon ganz gut. Am Anfang war ich ein wenig genervt, weil mir alle Welt versichert hat, dass man als Deutsche ja so unglaublich leicht Dänisch lernen kann... ich fand das gar nicht.
Ab Modul drei allerdings fange ich tatsächlich an, von der Tatsache zu profitieren, dass Dänisch und Deutsch sich in Vielem ähneln. Gerade beim Lesen ist das wirklich ein Riesenvorteil. Während die meisten meiner Klassenkameraden sehr viel Zeit mit dem Nachschlagen der Vokabeln verbringen, können diejenigen von uns, die Deutsch sprechen, die Texte einfach lesen und verstehen. Sehr prakisch.

Nachdem ich den Modultest Drei bestanden hatte, habe ich für mich beschlossen, mit dem Lesen von Büchern in Dänisch zu beginnen. In der Kinder- und Jugendabteilung der Bibliothek bin ich fündig geworden. Das entspricht so ungefähr meinem Level zur Zeit. Neben den ca. 6 Stunden Unterricht in der Schule und den dazugehörigen Hausaufgaben lese ich jetzt abends ein paar Seiten Detektivgeschichten (zur Zeit ist Sherlock Holmes dran). Wenn ich im Bus eine Ausgabe vom "Metroexpress" ergattern kann, dann veruche ich, so viele Artikel wie möglich zu lesen.
Ein angehmer Nebeneffekt übrigens beim Dänischlernen ist, dass man so nebenbei auch noch Schwedisch lernt (Lesen zumindestens). Habe ich neulich festgestellt, als ich mir ein Buch ausgeliehen hatte und nach einigen Seiten über die Äs und Ös gestolpert bin. Erst dann ist mir aufgefallen, dass das Buch in Schwedisch war...sehr praktisch! Ausflüge nach Malmö sind von Kopenhagen aus ja gar kein Problem (kann ich übrigens auch sehr empfehlen!)
Na ja, und Fernsehen hilft natürlich auch beim Sprache lernen. Dänisch mit dänischen Untertiteln. Dann geht es eigentlich schon ganz gut.
Insgesamt hatte ich gedacht, ich würde nach einem Jahr schon weiter sein mit der Sprache. Richtig aktiv sprechen funktioniert immer noch nicht so, wie ich das gerne hätte. Aber da hilft nur Geduld und sich weiterhin unter`s Volk mischen. (ich gehe nach wie vor einmal die Woche zum Collagekurs in der örtlichen Volkshochschule und will das auch im Herbst fortsetzen)
Vor einem halben Jahr konnte ich mir meinen Kaffee und Brötchen immerhin schon auf Dänisch bestellen- neulich habe ich mich dabei ertappt, wie ich auf die Frage der Bedienung an der Theke, ob es o.k. sei, beide Gebäckstücke auf einen Teller zu legen, geantwortet habe, OHNE darüber nachzudenken, wie und was ich denn jetzt antworten soll. Das ist doch schon mal was!
Mange hilsner fra Kristina